Analysen, Links und stimulierende Perspektiven aus Nürnberg. Dazu Bilder, aufgenommen mit dem fintenreichen Fernsprechgerät.
Ein Schenk ist kein Bestsellerautor. Das wusste auch mein erbarmungsloser Deutschlehrer. Trotzdem hat dieser Schulmeister mich so konditioniert, dass mir dieses Schild in Nürnberg schaurige Schmerzen bereitet:
Ich leide und gehe besser nie wieder zum Schneespaziergang in den Marienberg.
Das Nürnberger Henkerhaus ist nicht nur architektonisch hübsch. Die einstige Bude des tödlichen Vollstreckers und Folterknechts ist auch ein Ort, um sich lokalgeschichtlich zu bilden – halt, mein Fehler! Einfach abreißen, das ist die Lösung!
Ein Strafvollzug, der heutigen rechtsstaatlichen Maßstäben zu 180° entgegensteht. Wo bleiben die Forderungen, dieses Haus dem Erdboden gleichzumachen und eine bunte, diverse Begegnungsstätte oder irgendwas mit Kunst zu schaffen?
Kommentator „Korrekturleser“ in Abgründe: Vierteilen, erhängen und köpfen – Zu Besuch im Henkerhaus
Und die Burg erst! Symbol eines politischen Systems, das dem heutigen diametral entgegensteht. Sofort wegsprengen, das alte Ding! Da könnte man doch mal ein anständiges DHL-Abholzentrum reinmachen.
Comedians heute gleichen sich oft in Modus und Thematik. Der derbe Nürnberger Bembers fällt aus dem Rahmen. Auf dem HR-Comedy-Festival brachte Bembers (Video, 30 min., online bis 6.12.2021) ein helles Nürnberger Schanzenbräu mit auf die Bühne. Schroff poltert Bembers über „Weiber“, „Schwabbelärsche“ und seinen „Sackschweiß“. Politische Korrektheit kennt Bembers nicht. Wahrscheinlich ist er einfach nicht bekannt genug, um sich mal einen ordentlichen Shitstorm einzuhandeln. Typen dieser Couleur gibt’s in Nürnberg seit den 80ern. Noch heute schlurfen hunderte rum. Ein bisschen aus der Zeit gefallen. Auch frisurmäßig.
Nürnberg eiert sich durchs Jahr. Wir sind Pandemie-Hotspot und Chemnitz (!) wird Kulturhauptstadt, weil wir nicht taugen. Zu doof sind wir außerdem, mal wieder ein Derby gegen Fürth zu gewinnen. Taugt Nürnberg eigentlich noch zu irgendwas? Mal sehen, vielleicht für etwas, wozu die reine Existenz als Qualifikation reicht? Vielleicht als Ersatz für „Nordpol“ in der Buchstabiertafel? Geht doch!
Den interessanteren Artikel zum Thema Buchstabiertafel in Deutschland liefert übrigens der Guardian: Zacharias not Zeppelin: Germany to scrap Nazi-era phonetic table. Und das, obwohl von Nürnberg als Nordpolersatz nicht mehr die Rede ist. Stattdessen sehen wir ein Foto aus Nürnberg vom Reichsparteitag 1934. Vermutlich, weil der auf dem Zeppelinfeld stattfand (Zacharias wurde durch die Nationalsozialisten durch Zeppelin ersetzt).
Bei der Süddeutschen bemüht man sich hingegen, unterrepräsentierte Regionen krampfhaft ins Programm zu hieven.
Mensch, wir müssen mehr über Nürnberg machen. Schreib doch einfach in deinem …äh… Buchstabierartikel, dass Nordpol durch Nürnberg ersetzt werden könnte. Ach ja, und in die Schlagzeile packst Du Nürnberg am besten auch gleich mit rein….
Was geht sonst noch ab in Nürnberg? Nicht viel. Jedenfalls nicht donnerstags am Hauptmarkt . Wo sonst der Christkindlesmarkt stattfindet (Heino, Hitler und das Christkind). Neben vereinzelten anderen triftigen Gründen nur gähnende Marktleute beim Abbau.
Schluss mit der Schlupflochsuche. Fordert Nürnberger Söder:
Danke für die Steilvorlage. Und jetzt alle dreimal hintereinander:
Der Kochschlumpf schlupft fluchend durch die Schlupflochsuche
Na, wer hat’s drauf?
Nachdem die Abendzeitung vor Jahren eingestampft wurde, ist der Online-Auftritt von nordbayern.de für Nürnberg alternativlos. Leider. Da willst Du Dich über den Ausruf des Katastrophenfalls informieren. Und Nordbayern schafft es, daraus eine 15-seitige Bilderstrecke zu machen (gerne auch „Klickhure“ genannt).
Hä, hä, hä, ich war unmittelbar vorher auf `nordbayern.de‘. Dou mou ich dä ja aa nix mer derzülln…