Peinliche Unterhosen

Wir müssen über Unterhosen reden. Die Wahl des richtigen Liebestöters ist nicht nur eine Frage der ästhetischen Augenscheins (wobei Fragen der Erotik hier nicht erörtert werden sollen). Neben der Optik sind auch Form und Material wichtig. Erst deren richtige Kombination sorgt für ausgewogenen Komfort aller involvierten Komponenten.

Mit der Wahl meiner Unterhosenmarke bin ich seit vielen Jahren zufrieden. Es gibt da nur ein kleines Problem: Die Marke ist im Einzelhandel schwer erhältlich.

Bitte bunt mischen

Weshalb ich die immer online bestelle. Mutig wie ich bin, habe ich beim letzten Mal nicht alle fünf (zum Preis von vier!) in ausgewählten Farben bestellt. Sondern bei „Bitte bunt mischen!“ das Häkchen gesetzt. Jetzt weiß ich es: „Bitte bunt mischen“ ist für Händler ein geheimer Code. Der Code steht für „Endlich haben wir einen Deppen gefunden, dem wir unsere Ladenhüter schicken können“.

Never give up!

Das wurde mir direkt nach der Lieferung klar:

Unterhose never give up 8

Na gut, irgendwann muss jede® Designer(in) mal anfangen. Ich trage nun schon seit Jahrzehnten private Beinkleider. Diese Expertise sollte reichen, um angehenden Designern einen kleinen Tipp mit auf den Weg zu geben: Textbotschaften gehen bei jeder Unterbekleidung in die Hose!

Der Anblick von Dessous und Boxershörtchen regt nicht zum Lesen an. No way! Wer lesen will, soll sich ein Buch kaufen. Auch Gebrauchsanleitungen jeder Art verbieten sich an dieser Stelle.

Was bitte möchte mir diese Unterhose mitteilen? Was bitte soll ich schon im Zusammenhang mit meinem Schlüpper never upgiven? Hier liegt nur eine Erklärung nahe. Diese Unterhose wird nur von Menschen gekauft, die sich längst aufgegeben haben. Oder die dort wohnen, wo der Lavendel aus der Hose wächst. Oder die „Bunt mischen!“ geklickt haben.

Follow me!

Diese (und eine weitere „Text-Unterhose“) landeten deshalb in meiner „Not-Schublade“. Darauf steht:

NOTVORRAT! NUR DANN ANZIEHEN, WENN ALLE UNTERHOSEN AUFGEBRAUCHT SIND. VOR GEBRAUCH ERST DIE NUTZUNG BEREITS GETRAGENER UNTERHOSEN IN ERWÄGUNG ZIEHEN!!!

Vor ein paar Wochen nun schellte mein Wecker sehr früh. Sie ahnen es schon. Schlaftrunken griff ich in irgendeine Schublade. Mit noch verkniffenen Augen zog ich die erstbeste Unterhose aus irgendeiner Schublade an. Erst mal Kaffee.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf die Socken. Die kleine Episode mit der Unterhose fiel mir erst wieder im Wartezimmer ein. Die Ärztin sagte „Bitte ziehen Sie mal Ihre Hose ausAch ja, die Socken können Sie anlassen!“. Schweißperlen traten aus meiner Stirn. Ich hörte mich nur noch irgendeinen Halbsatz murmeln. In dem die Wortfetzen „…nur satirisch gemeint…“ mit reingenuschelt waren. Gequält grinsend zog ich die Hose aus:

Unterhose follow me 7

An den Rest der Untersuchung erinnere ich mich nicht. Was davon bleibt, ist das Gefühl einer nächtlichen Überlandfahrt durch eine nie endende Nebelwand. Am Ende schlich ich mich aus der Praxis. Ohne mein Krankenkassenkärtchen. Ohne das Rezept. Und ohne das Gefühl, dass sich die Ärztin wenigstens Mühe gegeben hätte, es zu verbergen.

Darüber lachen sie in Monaten noch.

In die Praxis bin ich nie wieder gegangen. Ich habe meine Telefonnummer geändert. Und meinen Namen auch. Auch meine Unterhosenmarke habe ich gewechselt. Schublade aufgelöst. Unterhosen kaufe ich nur noch im Einzelhandel. In die Stadt, in die ich deshalb umgezogen bin.

Hier kumpelt mich zwar mein Supermarkt an. Und E-Scooter stehen kreuz und quer in der Gegend herum. Aber what shall’s. Never give up!

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