Bis Gräfenberg ist es von Nürnberg eine dreiviertel Stunde. Hin kommt man am besten mit der Gräfenbergbahn. Der dauerhupende Zug hält in jedem Kaff, kaum hat er beschleunigt, bremst er schon wieder ab. Die Schulkinder röcheln, doch hey, wir haben Maskendisziplin.
Auf verwinkelten Treppen geht es hoch zu der am Berg gelegenen Stadt. Ein verregneter Herbsttag. Braune, rote und gelbe Blätter torkeln auf den Asphalt. 1632 im Dreißigjährigen Krieg verwüstet, hat Gräfenberg dennoch schönes Fachwerk zu bieten.
Im Zentrum eine Dame mit Unterleib. Entschuldigen Sie bitte, Ihnen wächst da ein Lavendel aus der Hose. Keine Antwort.
Der Friedhof von Gräfenberg ist ein oppulenter Ort. Mächtige Grabsteine aus Marmor, einer neben dem anderen. Es muss hier noch einen weiteren Friedhof geben, für Menschen, die keine 15.000 Euro zurückgelegt haben. Nur für den Stein versteht sich. Für Menschen, wie die dürre, zahnlose Dame die sich am Marktplatz zum Bäcker reindrückt. Und deren Aerosol-Fahne sich durch keine Maske verbergen lässt.
Hoch oben am Plateau, steht das Denkmal für gefallene Soldaten. Kein Mensch zu sehen. Die Luft ist feucht. Nieselregen. Heimfahrt mit der Bummelbahn.